Sagenrundweg Schnifnerberg


Sagenrundweg am Schnifnerberg
Sagenrundweg am Schnifnerberg (31.10.2015).

Samstag, 31.10.2015

Weder lange Anfahrtszeiten noch Wanderrouten – so lauten die Auswahlkriterien für herbstliche Wanderungen bei verkürztem Tageslichtangebot. Ein weiteres, wesentliches Kriterium: der Nebelsuppe im Rheintal entfliehen! Die Entscheidung fällt auf die Region Walgau bzw. Walserkamm, genauer auf die Gemeinde Schnifis und deren Sagenrundweg am Schnifnerberg.

Zwei lediglich je fünf Personen fassende Mini-Kabinen befördern Fahrgäste in acht bis neun Minuten rauf oder runter. Obwohl die 1961 erbaute Seilbahn zwischenzeitlich modernisiert wurde, begünstigen Flickstellen und verstaubte Spinnweben an der Mechanik – begleitet von einem monotonen (morsealphabetisch den Buchstaben S und T entsprechenden . . . - ) Klacken – zum Datum passende Halloweengefühle. Von den seltsamen Zahlenkärtchen plus hölzerner Drehscheibe an der Wand der Talstation scheint hier niemand Notiz zu nehmen. Manche beenden die nicht unbeachtliche Wartezeit in feuchkalter Zugluft, indem sie die Busverbindung oder den eigenen PKW hinauf zur Bergstation wählen.

Eine ungetrübte Fernsicht vom Silvrettagebirge über die Zimba, Schesaplana bis hin zu den Schweizer Bergen entzückt unsere Gemüter; unter uns das sanft wogende, in helles Weiß gehüllte Nebelmeer.

Wir bewandern den „Sagenrundweg“ im Uhrzeigersinn. Er führt über teils steilere Wiesen- und Waldwege hinauf zur Älpelehütte (Dünser Älpele) und zum markanten Sender. Dann folgen wir der Tafel „Äußere Alpila“ bis zu einer (in manchen Karten nicht erwähnten) Abzweigung, an der wir den für Mountainbiker ausgeschilderten Weg nach links in Richtung „Hensler Seilbahn 1,6 km“ (ohne Hinweis auf Alpilaalpe bzw. Sagenrundweg) nehmen. Auf eine felssturzbedingte Gefahrenstelle wird später mittels Tafel hingewiesen und um eine rasche Überquerung gebeten.

Fallweise erzählen Tafeln sonderbare Geschichten aus der Schnifnerberg-Umgebung und generieren - besonders im Umfeld des bizarr anmutenden dichten, finsteren Waldbestandes mit seinen abstrusen Baumwuchsformen – eine groteske Stimmung.

Nach dem Waldweg beschreiten wir rechter Hand abwärtsweisend einen Forstweg, der alsbald zur Äußeren Alpilaalpe führt und hinter dem Alpgebäude in Richtung Bergstation weist. Wir wählen jedoch einen nicht beschilderten Trampelpfad unterhalb des schmucken Alpkreuzes. Erst über Wiesen, dann durch Wald gehend, queren wir einen weiteren weder eingezeichneten noch beschilderten Forstweg, auf dessen gegenüberliegenden Seite der schmale Trampelpfad seine Fortsetzung durch den Wald findet. Zwischen den Bäumen glitzern bereits die Hausdächer der Hensler-Region. Auf den letzten Metern Waldweg zweigen wir nach links ab und kommen auf den offiziellen Forstweg, der von der Alpilaalpe zur Bergstation Hensler führt.

Sowohl Terrasse als auch Räumlichkeiten vom „Henslerstüble“ (Bergstation) sind rappelvoll. Umso mehr freuen wir uns auf eine rasche Tal- und Heimfahrt. Doch nun kommen die seltsamen Zahlenkärtchen ins Spiel, die bereits in der Talstation für ein Fragezeichen gesorgt haben. Der Seilbahnbedienstete weist darauf hin, dass jeder Fahrgast eines der Zahlenkärtchen an sich nehmen muss. Die Zahlen gehen von 1 bis 8 (für die Anzahl der Bahnfahrten) und von jeder Zahl gibt es mind. 5 Exemplare (es dürfen 5 Personen pro Kabine mitfahren). Die hölzerne Drehscheibe an der Wand zeigt an, welche Zahlengruppe als nächstes befördert wird.

Was hat dieses System zur Folge:

* Mittels dieses Systems werden Gäste zum Gasthausbesuch gezwungen, auch wenn dieses voll ist oder es draußen kalt und dunkel wird.

* Ältere, schwächere oder behinderte Personen und Leute mit Kleinkindern/Babys müssen stets sieben Bahnfahrten warten (ca. 7 x 10 min), bis sie an die Reihe kommen. Außer, es ist noch eine einzelne niedrigere Zahl frei oder wird zurückgegeben.

* Gruppen (Familien) werden theoretisch auf acht Einzelfahrten aufgeteilt, weil sie nur noch einzelne Zahlenkärtchen erwischt haben.

* Wer mit gezogener Zahlenkarte noch etwas Trinken/Essen geht und dann die Talfahrt versäumt, muss erneut sieben Fahrten abwarten, bis er drann kommt. Das passiert öfter, weil der Seilbahnbedienstete nicht verlässlich die Nummern aufruft bzw. die Drehscheibe an der Wand aktualisiert.

* Man kann nicht einfach den Bus benutzen, weil der Seilbahnbedienstete diesen extra bestellen muss und es bis zum Eintreffen des Busses dann noch eine ganze Stunde dauert.

* Dieses Zahlenkartensystem wurde zumindest zum Zeitpunkt unserer Anwesenheit von den Gästen in der Talstation links liegen gelassen.

„Sind wir hier bei den Schildbürgern oder bei der versteckten Kamera?“ lautet eine meiner ersten Reaktionen. Von den umstehenden Gästen hinter mir vernehme ich Kopfschütteln und verärgerte Aussagen wie „Hier war ich zum letzten Mal!“, „Bescheuert!“, „Das darf doch nicht wahr sein!“ oder „Ich gehe zufuß runter und hole für den Rest der Familie das Auto.“ (Nebenbei: Die Straße zur Bergstation ist für PKW‘s gebührenpflichtig und auch Parkplatzgebühren werden eingehoben.)

Es wäre wohl allen geholfen, würde man zumindest während der frühen Morgen- und späteren Nachmittagsstunden (wenn die meisten Gäste an- und abreisen) einen fixen halbstündlichen Wanderbusdienst einrichten. Denn dass eine altertümliche 5-Personen-Kabinenbahn der Nachfrage nicht standhält, ist offensichtlich. Vor allem, wenn zusätzlich Paragleiter und MTB’ler Berücksichtigung finden.

Bevor ich diesen Report schließe, möchte ich mich für die freundliche Geduld des Bergstations-Seilbahnwärters bedanken. Er bekommt tagtäglich gewiss einiges bezüglich des seltsamen Systems zu hören, das angeblich vor nicht allzulanger Zeit eingeführt worden ist, und sogar einige Befürworter findet.

Als wir die Kabinenbahn besteigen (ca. 16:40 Uhr MEZ), verabschiedet sich die Sonne hinter dem allmählich blauer erscheinenden Bergpanorama. Prinzipiell ist ein Besuch dieser Region allein aufgrund des herrlichen Ausblickes und der sonderbaren Wälder absolut empfehlenswert. Lediglich die bahnbedingten Begleitumstände werfen ein fahles Licht darauf...

Teilnehmer
Anna, Reinhard & Silvia

Anfahrt
Rheintalautobahn A14 – Ausfahrt Frastanz – Frastanz - Satteins – Röns - Schnifis

Wanderroute Sagenrundweg (Höhenangaben variieren zwischen diversen Karten, Tafeln und Webseiten)
Bergstation Hensler mit Henslerstüble (1.313 m)
Älpelehütte(Dünser Älpele) mit Sender (1.558 m)
Äußere Alpilaalpe (1.531 m)
Bergstation Hensler (1.313 m)

Gehzeiten laut Wandertafeln
Bergstation Hensler – Älpelehütte mit Sender: ½ Std.
Älpelehütte – Äußere Alpilaalpe: ½ Std.
Äußere Alpilaalpe – Bergstation Hensler: ca. ½ Std.

Unsere persönliche Wanderzeit (incl. Pausen zum Schauen, Fotografieren und Jausnen): ca. 3,5 Std.