Chronische Erschöpfung

Sie beschreibt eine Art Energiemangel, der das alltägliche Leben unterschiedlich stark einschränkt. Dauerstress und / oder Virus- oder sonstige Erkrankungen können Auslöser dafür sein. Bis zu einer genauen Diagnose (zB EM/CFS, Long Covid, Burnout, Erschöpfungsdepression, udlg.) vergeht oft viel Zeit. Symptomatisch schlagen Erschöpfungs-Erkrankungen in ähnliche Kerben. Anlaufstellen gibt es so gut wie keine. Betroffene müssen mit ihren Kräften haushalten und lernen, damit umzugehen. Ein paar mögliche Faktoren für chronische Erschöpfungszustände:

Genetik & Epigenetik:
Unsere Gene und das, was die äußere Welt mit uns macht, schlägt sich bis auf die molekulare Ebene durch. Wir sind die Summe all unserer Erfahrungen.

Virus- oder sonstige Erkrankungen: Viren / Erreger können den Körper über lange Zeit hintergründig schädigen und schwächen.

Dauer-Stress: "Viel Stress schädigt den für Lernprozesse und Gedächtnis wichtigen Hypocampus im Gehirn, betroffenes Gewebe stirbt ab. Prinzipiell können durch Entstressung neue Nervenzellen entstehen." (Dr. Britta Hölzel, Meditations- und Gehirnforschung). "Purer Stress kann den Puls nach oben treiben und dadurch das Herz belasten. Ständiger Stress erhöht die Sterblichkeit sogar mehr als Rauchen und ist für jeden 3. Herzinfarkt verantwortlich." (Dr. Johannes Wimmer, Fernsehsendung "Dr. Wimmer - Wissen ist die beste Medizin", NDR)
Begleittext (Auflistung) zum Vortrag "Modediagnose Burnout?" von Dr. Reinhard Haller - hier [403 KB]

Eltern-Kind-Beziehung: Fehlende psychosoziale Gesundheit (Liebe, Geborgenheit, Zuwendung, Wertschätzung, Förderung) familiäre Konflikte, Aufwachsen in Armut, Drogen-/Sucht, einem religiös verblendetes Umfeld, Unterdrückung der individuellen Persönlichkeitsentwicklung, mangelndes/fehlendes Urvertrauen.
"Wenn die Mutter für das Kind uneigennützig verfügbar ist, also eine spiegelnde Mutter im positiven Sinn darstellt, wenn sie ein emotional warmes Klima erzeugen und auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen kann, entwickelt sich im heranwachsenden Wesen das gesunde Selbstwertgefühl. Fehlen hingegen in der Mutter-Kind-Beziehung Empathie, Konstanz und Verlässlichkeit, werden die natürlichen Bedürfnisse nicht entwickelt, sondern verdrängt. Es kann sich kein Urvertrauen bilden. Das Kind lässt die natürlichen Bedürfnisse nicht zu und wird verunsichert. Die Selbstansprüche werden als gefährlich erlebt und deshalb verdrängt. Das Gefühl, nicht genügend anerkannt und geliebt zu sein, führt zur emotionalen Unterversorgung, zum ständigen 'Hunger nach Liebe'. Eine Unter- (aber auch eine Über-)Versorgung an Zuwendung (= Interesse), Zärtlichkeit (= positive Emotionen) und Zeit (= Anwesenheit) in der für die psychischen Entwicklung so wichtigen Phase der frühen Kindheit, kann zu vielen psychischen Problemen und auch zum Narzissmus führen." (Prof. Dr. Reinhard Haller, Psychiater und Neurologe).
"Wenn es zu Störungen kommt, zB durch Belastung in der Familie oder sogar schon Belastung in der Schwangerschaft, dann werden die Stresssysteme beim Kind hochgefahren - und die bleiben dann ein Leben lang auf diesem hohen Niveau. Das hat Auswirkungen in der Gesundheitsentwicklung und bei der Bewältigung von späteren problematischen Situationen." (Dr. Harald Geiger, Kinder- und Jugendfacharzt, Dornbirn)

Berührungen: Sie sind für einen guten Start ins Leben fundamental. Davon betroffen sind die emotionale, körperliche und geistige Entwicklung. Ohne Berührungen verkümmert der Mensch. "Nicht berührte Kinder entwickeln ganz schwere Entwicklungsdefizite. Sie reifen körperlich und geistig nicht gut. Das Tragische an diesen Entwicklungen ist, dass sie nicht wieder rückgängig gemacht werden können. Diese Reifungsdefizite sind nicht mehr reparabel und können auch nicht mehr aufgeholt werden. Ich werde umarmt, also bin ich." (Tastsinn- bzw. Haptikforscher und Psychologe Dr. Martin Grunwald, Haptikforschungslabor der Uni Leipzig.)
Doku Warum wir Berührung brauchen – Die Macht des Tastsinns (Planet Wissen, 58:40 min)
Doku Touch me – was Berührung mit uns macht (ZDF, Leschs Kosmos, 26:35 min; 2022)

Familie / Partnerschaft / Betreuung & Pflege: Die eigenen Interessen bzw. das eigene Leben zugunsten anderer Person hintenanstellen bzw. aufgeben. Überlastung durch langanhaltende, überfordernde Verpflichtungen. Lang anhaltende Konflikte, Psychoterror.

Soziale Komponenten / Sonstiges: Häufige oder chronische existenzielle Sorgen / Ängste, (Umwelt-)Gifte, Fremdbestimmung, Armut, Lärm- und Geruchsbelästigung, Geruchsbelästigung, Schlafentzug, schlechte bzw. überfordernde Arbeitsplatzbedingungen. PDF Wenn die Arbeit uns krank macht - 12 Faktoren zum Burnout [102 KB]

PERSÖNLICHES FAZIT

Mein endgültiger Zusammenbruch im Jahr 2006 lag in all dem bis dahin Erlebten und Widerfahrenen begründet. "Sie sind eigentlich sehr stark. Erstaunlich, dass Sie so lange durchgehalten haben!" wurde mir während eines - von drei auf vier Wochen verlängerten - Kuraufenthaltes in Saalfelden mitgeteilt. Nachträglich Danke an das sehr bemühte, freundliche Team im SKA-RZ Saalfelden des Jahres 2006! Dieser Kuraufenthalt barg zwar aufgrund des Programms und der strammen Hausordnung einen gewissen Stressfaktor. Aber allein die Erfahrung, über einen längeren Zeitraum nur ans eigene Wohlergehen denken zu dürfen, war wundervoll. Die Freizeit nutzte ich gerne für kleine Erkundungen und Ausflüge in das landschaftlich sehr reizvolle nahe Umfeld. Nach Beendigung des Kuraufenthaltes, wieder daheim, habe ich zwei Tage lang erst mal viel geschlafen und Verpflichtungen gemieden.

Der chronische Erschöpfungszustand blieb und führt(e) allgemein rasch an Grenzen. Wichtig: Auf sich selber achten, regelmäßig moderate Bewegung in der ruhigen Natur genießen und sich möglichst mit geistig wohltuenden Themen beschäftigen - Letzteres ist bei der aktuellen Weltsituation kaum möglich. Weiters versuche ich, auf etwaige Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Intoleranzen zu achten. Ärztlicherseits wurde mir 2006 nahegelegt, mit meinen Energien und Kräften zu haushalten und nach eigenem Gutdünken zu handeln. Spätestens ab 2022 musste ich trotz meines angeschlagenen Zustandes, einer langwierigen Verletzungs-Geschichte ab 2020 und einer Coronainfektion 2023 einen Betreuungs-/Pflegefall übernehmen. Es gab zwar eine 24-Stunden-Betreuung für meine Mutter, bis auf eine kurzzeitige Ausnahme funktionierte diese jedoch nicht. Selbst als meine Mutter im Mai 2024 ein Pflegeheim beziehen durfte, blieb ich stetig erreichbare Kontaktperson und kümmerte mich quasi täglich um meine Mutter. So sehr ich die gemeinsame Zeit mit ihr schätzte, so unsagbar überfordernd lastete die Dauerbelastung auf mir. Im September 2024 - bald nach dem traumatisierenden Sterbeprozess und dem Tod meiner Mutter - zwangen mich die Umstände gesundheitlich körperlich und mental in die Knie. Die Folgen sind immer noch gegenwärtig. Hinzu kamen mehrere Todesfälle in meiner Verwandtschaft und in jener meines Partners.

Den Arbeitsplatz musste ich letztendlich aufgeben. Das jetzige Einkommen liegt unterhalb der Armutsgrenze. Hinzu kommen eine gewisse gesellschaftliche Ausgrenzung, Spott/Beschimpfungen, Unverständnis und massivere existenzielle Ängste. Denn die Armuts-Spirale zieht unweigerlich nach unten.
Ohne Hilfe (in meinem Fall durch das Beziehen einer gemeinsamen Wohnung mit meinem Partner) wäre ich durch den Mietwohnungsverlust 2016 unter der Brücke oder in einem Obdachlosenheim gelandet. Die Gemeindewohnungs-Anfrage wurde mittels "Auslach-Anschiss" mit der Begründung abgetan, es läge eine Liste mit gut 1500 wartenden Wohnungsbewerbern vor - darunter etliche Obdachlose, Schwerstkranke und Konventionsflüchtlinge. Tatsache ist, die Gemeinde vergibt ihre Wohnungen vorzugsweise an Personen mit ausreichend hohem, geregelten Einkommen. Sozial Schwache werden "abgewimmelt". Mir wurde ein Umsehen auf dem freien Wohnungsmarkt empfohlen. Seitens höherer Stelle kam auf eine Anfrage die Antwort, dass Personen, die krankheitsbedingt dauerhaft in eine existenzbedrohende Lebenssituation geraten, keinen Anspruch auf ein ausreichend hohes Einkommen hätten, da dies gegenüber der arbeitenden Bevölkerung nicht fair wäre! Ein höheres Einkommen sei "weihnachtliches Wunschdenken"! Aha, es ist also fair, krankheitsbedingt in Armut zu versinken und in eine Obdachlosigkeit zu schlittern. So viel zum Thema "Sozialstaat" und "Solidarität"...
Das ist kein Einzelfall! Politiker agieren nach dem Leitsatz "Leistung muss belohnt werden". Wobei vorwiegend von Frauen erbrachte, nicht erwerbstätige Leistungen (Haushalt, Kindererziehung, Betreuung/Pflege, usw.) weitgehendst ignoriert werden. Statt einer wahrhaftig solidarischen Armutsbehebung, züchtet man die Armut aufgrund mangelhafter Sozialpolitik und die Bevorzugung Schwerreicher fröhlich weiter. Wem es eh schon nicht gut geht, der muss zusätzlich mit dem jederzeitigen Verlust seiner Existenz rechnen, während viele Reiche die Meinung vertreten, Arme seien faul und den Reichen deren Wohlstand nur neidig...

DOK1: Alles zu viel (ORF)

Wie uns der Alltag in den Wahnsinn treibt.
Wie uns der Alltag in den Wahnsinn treibt. "Dok 1"-Host Lisa Gadenstätter reicht's. Sie hat das Gefühl, alles wird zu viel. Ständig soll man erreichbar sein, wenn man nicht gleich auf ein Mail antwortet, gibt's den Anruf, beim Einkaufen muss man sich selbst abkassieren, soziale Medien müllen uns mit Schönheits- und "Wie-wir-nicht-altern"-Tipps zu, Hotlines oder Chatbots statt echter Menschen stehen an der Tagesordnung und dann kommt über die Medien auch noch eine Katastrophenmeldung nach der anderen. Wie geht man mit dieser Überforderung um? Das will Lisa Gadenstätter in ihrer neuen "Dok 1" herausfinden. Dazu legt sie sich selbst auf die Couch und macht den Stresstest - mit spannenden Erkenntnissen. (Quelle: ORF, 2025)

Musik - Große Gefühle (ZDF)

Musik erzählt von Liebe und Glück, von Trauer und Wut. Musik kann verführerisch sein, Ängste schüren oder vertreiben. Rhythmus, Klang und Melodie besitzen eine magische Kraft. Forscher erklären, wie Musik entstanden ist und warum sie uns so viel bedeutet. (Quelle: ZDF, Terra X, 2025)